Alle Bazzilsmannli
Der Bazzil
Ein Alemanne von wilder Natur mit dem Namen Bazzil hat im ersten Jahrtausend die Siedlung Bazzilsdorf gegründet. Viel ist über den Herrn nicht bekannt: Er soll nur zuweilen in den Tagen vor Aschermittwoch ziemlich über die Stränge geschlagen haben, sich den Grind angemalt und zu allerlei Schabernack angestiftet haben.
Mönch Eberhard
In den ersten Jahren der neuen Siedlung blieb die Zuwanderung klein. Der Mönch Eberhard konnte sich um das Jahr 1000 herum gar als Einsiedler im Dorf betätigen. Besonders gefallen hats dem Mann nicht. Er verschenkte sein Haus einem Kloster. Zuvor hat er die Bürger mit Predigten und Mahnworten vor ihrem gottlosen Tun gewarnt. Das ging den Bassersdorfern schon damals auf den Wecker, weshalb man die katholische Kirche abfackelte und erst im 20. Jahrhundert wieder einen Neubau zuliess.
Der Bergheiri
Die steigende Bevölkerungszahl und der zunehmende Verkehr führten dazu, dass Bassersdorf als erste Ortschaft Mitteleuropas nicht mehr mittels Frondienst die Gemeindestrassen und die Infrastruktur unterhielten, sondern dafür einen Vollzeitangestellten einstellten: den Bergheiri. Der innovative Mann erfand den Reisbesen und das im öffentlichen Dienst übliche Arbeitsprinzip «Ein Mann guck zu, ein Mann schaff».
Nörbi
Auch diese Person verdiente sich ihre Sporen bei den Gemeindewerken ab: Nörbi war nicht minder erfindungsreich wie sein Vorgänger: Im Jahre 1659 erfand er die sogenannte «Nörbi-Zange», mit der sich Abfall leicht vom Boden aufklauben lässt, ohne dass man sich bücken muss. Nörbi ist zudem Erfinder des Dorfgeschwätzes.
Der Tännlibrunner
Dieser etwas grimmig dreinschauende Mann entwickelte sich vom einfachen Bauern zu Bassersdorfs erstem Immobilien-Tycoon. Die Rede ist von Tännli-Brunner. Als fürsorglicher Vermieter verschiedener Liegenschaften im Dorfkern war er dafür bekannt, auch mal in den Wohnungen seiner Mieter nach dem Rechten zu schauen, wenn diese nicht zu Hause waren. Dies wurde von Mietern oft fälschlicherweise als Eindringen in die Privatsphäre missverstanden. Seine Fürsorglichkeit und Uneigennützigkeit zeigte sich daran, dass er bei seinen Mietern auch mal in die Kästen und Schubladen guckte, während er kaum Zeit fand, sein eigenes Heim instandzuhalten, weshalb es traurig verlotterte.
Chabismarie
Im Spätmittelalter beglückte hingegen eine holde Maid das Bassersdorfer Herz: Die Chabis-Marie erfreute die Augen der ersten gemischten Badeanstalt Mitteleuropas mit ihrer aufreizenden Bademode. Die Geschichte der Schönheit, die manchem Basserdorfer den Verstand raubte, inspirierte im 20. Jahrhundert den Entertainer Vico Torriani zu seinem Lied «Silberfäden».
Debi
Zu Beginn der Neuzeit florierte an der Strasse zwischen Winterthur und Zürich das Gastgewerbe. Die Debi war Bassersdorfs erster weiblicher Wirt und führte Jahrzehnte lang das Rütli. Um die aufmüpfigen Gäste zu disziplinieren und um sich Gehör zu verschaffen, erfand sie 1780 das Megaphon.
Lutsch
Schon bei den ersten Wahlen anlässlich der Bassersdorfer Offnung von 1420 zog der Lutsch im Hintergrund seine Fäden. Über die Jahrhunderte verging keine Wahl in ein politisches Amt, ohne dass er seine Finger im Spiel gehabt hätte. So erinnert man sich gerne an die Ausmarchung des Scharfrichters anno 1616, die nur dank einer raffinierten Plakatkampagne zugunsten eines Kameraden ausging. Bei der letzten Wahl fürs Gemeindepräsidium schien er hingegen seine Stärken nicht ausgespielt zu haben.
Die drei Russen
Rasputin, Andrej und Ivan (von links) sind das berühmteste Gastro-Kritiker-Trio des Ortes. Nach der zweiten Schlacht um Zürich anno 1798 überprüften sie den Landgasthof Löwen. Rasputin wurde später mit einem Pop-Song als «Basis greatest Lovemachine» geehrt, hatte er sich doch damals mit der Wirtstochter im Löwen vergnügt und ihr einen kräftigen Nachkommen besorgt, von dem heute zwei Drittel aller Einwohner abstammen. Ivan dagegen gelangte auf die schiefe Bahn und verbreitete während Jahrhunderten Angst und Schrecken. So taucht Ivan S. auch heute immer wieder auf Plakaten auf als Sinnbild des Bösen. Andrej blieb als einziger in der Schweiz, heiratete eine Hug und erreichte grosse Erfolge als Kampfsportler. Fälschlicherweise glaubte man eine Weile lang, die drei seien Mexikaner gewesen, weshalb der Gasthof auch schon «Tres Amigos» geheissen hat.
Der Häuptli
Wer von Haare schneiden spricht, meint Häuptli. Der wohl erste Hairstylist, Friseur, Barbier oder Coiffeur überhaupt war ein Bassersdorfer. Er kreierte im 16. Jahrhundert die berühmte Vokuhila, eine Reminiszenz an das Pferd Kunigunde des damaligen Dorfregenten. Es hatte einen kurzen Pony und einen langen Pferdeschwanz. Beides klassische, dem Gaul abgeschaute Frisuren, die erst durch unseren Häuptli zum allgemeinen Gut in der Haarschneidebranchen wurden. Die Vokuhila erlebte dann in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Wiedergeburt, die zum Glück nur von kurzer Dauer war. Dass der menschliche Kopf auch Haupt genannt wird, ist ebenfalls Häuptli zu verdanken, der sich ja hauptsächlich mit den wüsten Bassersdorfer Grinden beschäftigen musste.
Knecht Walter
Eigentlich war der wegen seinen roten Haaren bisweilen Dr. Fuchs genannte Totengräber der Gemeinde Bassersdorf ein braver Mann. Jahrzehntelang war er treuer Knecht der Sigristen-Familie Hug. Mit bürgerlichem Namen Walter Rathgeb geheissen, war er aber der Streiteslust nicht völlig abgeneigt und hat so manchem, an den er geraten ist, gleich den Tarif durchgegeben: „An Dir hab ich Mass genommen!“ Sicher, dass er den Betreffenden überleben und seine Grube schaufeln und die Holzkiste zimmern würde.
Der Köhler
Erster Saisonnier der Schweizer Geschichte war Köhler Vesuv, der im 17. Jahrhundert einmal jährlich unsere Gemeinde besuchte und am Dorfrand, wo heute das Mösli steht, seine Kohlenmeiler aufschichtete. Fälschlicherweise glauben viele heute, er sei nach dem Vulkan in Italien benannt worden. Dabei nannten die Napolitaner ihren Vulkan nach dem Basserdorfer Köhler, der seine Heimat im Südtirol hatte und der nicht nur vulkangleiche Kohlemeiler baute, sondern dem auch ein entsprechendes Temperament nachgesagt wurde.
Der Bettler
Ein ganz und gar untypischer Geselle, der Bettler, der in die Annalen der Gemeinde einging, denn er war der einzige seines Standes seit der Offnung von Bassersdorf im Jahr 1420! Das fleissige Volk im Dorf an den Strassen hatte eigentlich stets Arbeit – auch für durchreisendes Gesindel. Trotzdem zeigten die Basserdorfer Grossherzigkeit und halfen ihm über manchen harten Winter.
Der Obernarr
Inzwischen ist der Zemp längst der amtsälteste Obernarr des Fasnachtskomitees Bassersdorf, und als Präsident der IG pro Vereine, Mitglied der Kultur- und Bibliothekskommission und Weiser vom Chreisel des Zentralkomitees der Bassserdorfer Zünfte wird er hinter vorgehaltener Hand gelegentlich auch «Kulturminister» genannt. Nicht nur nebenbei ist er auch noch Landammann des im Jahre 2010 neu geschaffenen Kantons Bassersdorf. Die exponierte und prominente Stellung führt gelegentlich zu Kompetenzgerangel und zur Frage, ob nun der Obernarr oder die Gemeindepräsidentin die wahre Führerin der kommunalen Geschicke sei. Kommt erschwerend hinzu, dass sich der Lutsch, seines Zeichens langjähriger Schulpräsident, ehemaliger Präsident des grössten Vereins (FC) und der grössten Partei (SVP), in der Rolle des Elder Statesman sieht, der sowohl den Zemp wie die Meier an Grösse und Glanz überstrahlt.
Beat
Der Beat ist seines Zeichens so etwas wie der Dorfchronist. Mit einem beinahe eidetischen Gedächtnis für vergangene Ereignisse gesegnet, kann er, der als leidenschaftlicher Besucher der heimischen Stammtische und als Vermessungstechniker das Dorfleben wie kein Zweiter kennt, memorieren, wer was wo zu welcher Zeit einst getan hat. Die Zuhörer, die seinen Ausführungen aus früheren Zeiten lauschen, kann er allerdings weit mehr mit seinen eigenen Erlebnissen begeistern, hat er doch eine illustre Vergangenheit als Steuerfluchthelfer für italienische Profiboxer und wurde einst deswegen mit einem höheren sechsstelligen Betrag an der italienisch-schweizerischen Grenze verhaftet. Unvergessen auch, dass ihm einst der walisische Weltstar Tom Jones am Sanremo-Festival eine Hose lieh.
De Heiri und sini Bööggli
Es gibt unter den Bazzilsmannli so manchen, der nicht gerade mit Bescheidenheit, Zurückhaltung und Mangel an Geltungsdrang gesegnet ist. Einer, der sich nicht ins Ringen um die Macht miteingeschaltet hat, sondern sich lieber dem Wohle der Kleinsten gewidmet hat, ist Heiri Burkhart, wichtigster Förderer der Bassersdorfer Kinderfasnacht. Früh hat er erkannt, dass der sogenannte «Narrensamen» gepflegt werden muss, damit aus kleinen Cobois, Zorros, Feen und Indianer später mal grosse Narren werden, die mit viel Brimborium die Fasnacht am Leben erhalten und für die Durchführung besorgt sind. An die mexikanische Abstammung des als Enrico Burcaduro geborenen Fakobaners erinnert der Sombrero.
Olav "Penungu" Brunner
Den Olav kennt man in Bassersdorf zwar einerseits als gelegentliche Schreibkraft für die
Lokalzeitungen «Dorfblitz» und «Zürcher Unterländer». Eingehender im Gedächtnis der Bürgerinnen und Bürger verhaftet sind allerdings seine Auftritte am Fernsehen. Als bedachter Luftfahrtexperte, der im Gegensatz zu Sepp Moser auch grosse Luftfahrzeuge tatsächlich bedienen und fliegen kann, stand er den Journalisten jeweils Red und Antwort, wenn in der Flughafen-Region wieder mal die Schattenseiten der Luftfahrt in Form von unbeabsichtigten ruppigen Landungen zu beobachten waren.
Pilotstaffel der «Expedition Robinson» des kurzlebigen Privatsenders TV3 teil. Da im
Dorf der «Säuli»-, «Tännli»-, «Härdöpfel»-, «Kohle»- und «Schrübli»-Brunner jeder der
zahlreichen Brunner zur Unterscheidung einen Beinamen braucht, soll stellvertretend
der Robinson-Inselgott «Penungu» für Olav stehen.
Elsie Attenhofer
Nicht nur der Olav steht der Luftfahrt nahe. Auch die berühmte Kaberettistin Elsie
Attenhofer war Pilotin und erwarb schon 1931 das Fliegerbrevet. Wesentlich bekannter ist freilich, dass Elsie Attenhofer dem schweizweit berühmten Caberet Cornichon angehörte, das insbesondere in den Kriegsjahren regelmässig bissige Satire auf Kosten der Faschisten und Nazis machte. Das gab bisweilen mächtig Zoff mit den die Schweiz umzingelnden Achsenmächten, die sich gerade anschickten, ihren Weltkrieg zu verlieren.
Schweizweit weniger bekannt ist, dass die Schauspielerin und Autorin ihr Domizil während langer Zeit in Bassersdorf hatte und hier auch 1999 verstarb. Elsie war Mitglied der Siedlungs- und Gartenbaugenossenschaft SIGA im Schatzacker, die dort Wohnen und Leben in alternativer Eigentumsform praktizierte und sich ökologischen Formen der Lebensmittelproduktion widmete, was den Vorreitern grüner Weltverbesserungsträume bisweilen Spott der übrigen Dorfgemeinschaft eintrug. Neben der merkwürdigen Ernährungsform «Vegetarismus» pflegten die SIGA-Leute eine den übrigen Bassersdorfern noch weit fremdere Sitte: die Alkohol-Abstinenz.
Füde